Eine Einführung von R.Goldack
 
Und wer wollte schon auf die reine Selbstwahrnehmung vertrauen? So wie es für den einzelnen Menschen wichtig ist zu wissen, wie die anderen einen wahrnehmen – viele kümmern sich um nichts anderes als sogenannte Imagepflege, Marketing etc – so ist es auch für eine Bevölkerung mit gleicher Sprache und kulturellem Inventar wichtig zu wissen andere Kulturen ihre Existenz wahrnehmen, uns sagen, wie denn die Art, die Auffälligkeiten unseres Lebens als Deutsche seien.
 
Dass wir damit auf dem richtigen Weg sind erkennt man schon daran, dass bei uns, wie bei den meisten Völkern die Bezeichnung von den Nachbarn kommt. Weder Eskimos, noch Pygmäen, noch Indianer haben sich selber je so benannt. Die Ethnologie weiß, dass die meisten Völker sich selber einfach nur mit Mensch oder Menschen, also als Gattungswesen benennen. Auch der Einzelmensch braucht für sich selber keinen Namen.
 
So wurden auch wir Deutsch von außen benannt, von unseren westlichen Nachbarn und – auch hier teilen wir unser Schicksal mit Eskimos und Pygmäen – die Benennung ist nicht sehr schmeichelhaft.
 
Etymologisch bedeutet „deutsch“ sinngemäß so etwas wie „dumm“ „stümperhaft“ – der „deutsche Michel  fällt einem hier gleich ein, der ja angeblich auch dumm ist. Recht schnell sind wir also bei einem wichtigen deutschen Minderwertigkeitssyndrom, das uns schon arge Katastrophen beschert hat.
 
Erstaunlicherweise sind Deutsche gar nicht dumm, sondern überall Weltmeister (ob in Wissenschaft, Autobau, etc.) - hier ist also auch etymologisch etwas missverstanden worden. „Tysk“, bzw. altfranzösisch „theodisce“ bedeutet nämlich nicht dumm im Sinne von minderbegabt, sondern „eine Volkssprache sprechend“ im Gegensatz zum mittelalterlichen Latein.
Schon lange sagt uns die Sprachwissenschaft, dass eine Bevölkerung, ein Volk, ein Kulturkreis nicht aus Menschen gleicher Körpermerkmale, „Rasse“ oder Nachname der Urgroßmutter besteht, sondern aus Menschen, die die gleiche Sprache sprechen. In unserem Fall  also deutsch, was heißt nicht romanisiert, nicht gebildet im damaligen Sinne, also vor allen Dingen nicht sprachlich latinisiert.
 
Schon hier kann man sagen, dass Deutsche daran erkennbar sind, dass sie umgangssprachlich Worte benutzen, die meist keinen Lateinischen Ursprung haben. Deshalb wurden sie von ihren latinisierten Nachbarn „dietsc“, „duits“ oder „duitsch“ genannt. Bereits ein kleiner historischer Beitrag zu „Wie Deutsche leben“ aus dem frühen Mittelalter.
 
Interessant und ein wichtiger Beitrag zum interkulturellen Verständnis dürfte die heutige Wahrnehmung deutscher Lebensart sein – gerade von Menschen mit Migrationshintergrund.