Joseph Beuys
Joseph Beuys arbeitete in der Werkstatt Kassel in turnusmäßigen Seminaren im Rahmen der Freien Internationalen Universität an seiner sozialen Plastik.
Zitate von Beuys
- So wie der Mensch nicht da ist, sondern erst entstehen muß,so muß auch die Kunst erst entstehen , denn es gibt sie noch nicht
- Meine Kunst ist Befreiungspolitik
- Der Mensch ist ein Naturwesen auf der untersten Stufe, dann ist er ein Gesellschaftswesen, und darüber hinaus ist er ein freies Wesen
- Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität. Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kunst
- Durch Menschen bewegen sich Ideen fort, während sie in Kunstwerken erstarren und schließlich zurückbleiben
- Es kommt alles auf den Wärmecharakter im Denken an. Das ist die neue Qualität des Willens
- Ästhetik ist eine Begleiterscheinung jeder menschlichen Tätigkeit
- Wärme ist das evolutionäre Prinzip
- Jeder Mensch ist ein Künstler
- Der größte Künstler ist der Lebenskünstler
- Kunst = Kapital
- Wer nicht denken will fliegt(sich selbst) raus
- Die Revolution sind wir
- Intuition statt Kochbuch
- Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt
- Mit dummen Fragen fängt jede Revolution an
- Wir müssen mit der Wüste fertig werden und die Wüste muß mit sich selbst fertig werden
- Laßt Blumen sprechen
- Jeder Mensch ist ein Gott
- Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung
- Ob Werbung Kunst ist, hängt davon ab wofür sie wirbt
- Die Zeichnung ist die Verlängerung des Gedankens
- Ich ernähre mich durch Kraftvergeudung
- Lieber aktiv als radioaktiv
- Auffangetechnik statt Explosionstechnik
- Ich bin auf der Suche nach dem Dümmsten
- Ich denke sowieso mit dem Knie
- Jeder Griff muß sitzen
- Hinter dem Knochen wird gezählt
- Der Fehler fängt schon an, wenn einer sich anschickt Keilrahmen und Leinwand zu kaufen
Biografie von Beuys
1921
12. Mai: Joseph Beuys wird in Krefeld als Sohn eines Kaufmanns geboren.Enge Beziehung zur niederrheinischen Landschaft. Identifiziert sich mit Schafhirten. Überdurchschnittlich gute Kenntnisse in den naturwissenschaftlichen Fächern (Zoologie, Botanik, Chemie, Physik). Interesse an Literatur: Goethe, Schiller, Novalis, Hölderlin; an Kunst (Bildhauer Lehmbruck, Maler Munch und Leonardo da Vinci); an Musik, er spielt Klavier und schätzt die Musik von Erik Satie und Richard Strauss. Schon während der Schulzeit interessieren ihn existentielle und anthroposophische Fragen.
1940
Abitur am Gymnasium Kleve. Berufswunsch: Kinderarzt.
1941
Ausbildung zum Funker durch den späteren Tierfilmer Heinz Sielmann. Während der Ausbildung Gasthörer an der Universität in Posen: Zoologie, Biologie, Geographie. Der Krieg wird zum Bildungserlebnis. Ausbildung zum Sturzkampfflieger.
1943
Während eines Einsatzes als Kampfflieger im Zweiten Weltkrieg stürzt er über der Krim ab. Er entgeht nur knapp dem Tod. Einheimische retten den Verwundeten, salben ihn mit Talg und hüllen ihn in Filz. Diese Erfahrung prägt seine Kunst: Filz und Fett sind neben Wachs und Kupfer seine zentralen Materialien. Der Hut — Beuys unverkennbares Markenzeichen — überdeckt die nach seiner schweren Verletzung eingepflanzte Silberplatte in der Schädeldecke.
1946–1955
Mitglied im Klevener Künstlerbund.
1947–1952
Studium der Malerei und der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Josef Enseling, später Meisterschüler von Ewald Mataré.
1953
Erste Einzelausstellung von Skulpturen und Zeichnungen in Kranenburg und in Wuppertal.
1957
Starke Depressionen. Heilung durch Aufenthalt auf dem Bauernhof van Grinten und die Arbeit auf dem Feld.
Zur Genesung von seinen Depressionen, die ihn infolge seiner Kriegserlebnisse plagen, hält sich Beuys länger in Kranenburg auf.
1959
Heirat mit Eva Wurmbach, Tochter eines Zoologieprofessors.
1961
Ernennung zum Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Umfangreiche Ausstellung in Kleve. Es erscheint die erste Publikation.
seit 1964
Beteiligung an jeder documenta.
1965
Erste Galerieausstellung bei Alfred Schmeler in Düsseldorf.
1967
20 Tage nach der Protestkundgebung gegen den Besuch des Schahs in Berlin, bei der der Student Benno Ohnesorg erschossen wurde, gründet Beuys als Reaktion darauf die “Deutschen Studentenpartei”. Ziel der Partei ist die Autonomie der Hochschule und ein demokratisches Aufnahmeverfahren der Studenten ohne Prüfung eingereichter Mappen mit eigenen Arbeiten.
1970
Gründung der “Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung”.
Das Hessische Landesmuseum Darmstadt stellt das umfassende Gesamtwerk aus Zeichnungen, plastischen Bildern und vielteiligen Rauminstallationen, den sogenannten “Beuys Block”, aus.
1971
Gründer der “Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung”. Oktober: Beuys nimmt alle Studienbewerber, auch die abgewiesenen, in seine Klasse auf. Beuys und seine Studenten besetzen erstmals das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf.
1972
30. Juni‑8. Oktober: Auf der documenta 5 in Kassel stellt Beuys ein Büro seiner “Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung” aus. Beuys ist bis zum Ende der documenta jeden der 100 Tage in diesem Büro anwesend.
10. Oktober: Beuys besetzt mit abgewiesenen Bewerbern für das Kunststudium erneut das Sekretaritat der Kunstakademie Düsseldorf. Noch am gleichen Tag schickt der Minister für Wissenschaft und Forschung, Johannes Rau, die fristlose Kündigung zu. In einem offenen Brief protestieren Künstler wie Heinrich Böll, Peter Handke (geb. 1942), Uwe Johnson, Martin Walser und Gerhard Richter gegen die Entlassung. Beuys klagt gegen das Land Nordrhein-Westfalen wegen der fristlosen Kündigung.
1973
Gründung der “Freien Internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung”.
1976
Ausstellungsbeiträge zur Biennale in Venedig und zur Zeitgeistausstellung in Berlin.
1977
Teilnahme an der documenta IV in Kassel mit der Honigpumpe. Einrichtung der Freien Internationalen Universitaet (FIU) für Kreativität und interdisziplinaere Forschung e.V.
Auszug aus dem Gründungsmanifest zur FIU (Freie Internationale Universität): “Kreativität ist nicht auf jene beschränkt, die eine der herkömmlichen Künste ausüben, und selbst bei diesen ist sie nicht auf die Ausübung der Kunst beschränkt. Es gibt bei allen ein Kreativitätspotential, das durch Konkurrenz- und Erfolgsaggression verdeckt wird. Dieses Potential zu entdecken, zu erforschen und zu entwickeln, soll Aufgabe der Schule sein.”
1978
Abschluß des Rechtsstreits bezüglich der Professur an der Kunstakademie Düsseldorf. Beuys bekommt Recht, die fristlose Kündigung von 1972 wird für rechtswidrig erklärt. Es wird ein Kompromiß ausgehandelt: Beuys behält den Professorentitel und das Nutzungsrecht für das Atelier.
Gastprofessur an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst.
1979
Retrospektive im New Yorker Guggenheim-Museum.
Kandidatur für das Europaparlament.
1980
Gastprofessur an der Frankfurter Städel-Schule.Kandidatur für den nordrhein-westfälischen Landtag als Vertreter der Grünen.
1984
Beuys-Ausstellung im Tokioter Seibu-Museum.
1985
Ausstellung “Kreuz und Zeichen — Religiöse Grundlagen im Werk von J.B”.
Teilnahme an der Eröffnung der Londoner Ausstellung “German Art in the Twentieth Century Painting and Sculpture 1905–1985”.
1986
23. Januar: Joseph Beuys stirbt in Düsseldorf nach einer seltenen Entzündung des Lungengewebes an Herzversagen.
(at/iz)